Der Mac ist tot, der Mac ist tot …

Am Montag war es so weit: ein kurzes Flackern des Bildschirms, danach nur noch schwarz. Da saß ich dann vor dem dunkeln Bildschirm des 27” iMacs und es gab kein vor und kein zurück. Nein, kein Stromausfall, das Licht war noch an. Also behutsam auf Fehlersuche gehen. Mit dem Telefon habe ich Mac-Tipps im Internet aufgestöbert und ausprobiert. Nach etwa einer Stunde war klar: die Grafikkarte war kaputt. Der Mac konnte nur noch im Single-User Mode gestartet werden. Das geht, indem man Cmd+S beim Einschalten drückt und wartet bis Schrift am Bildschirm erscheint. Der Bildschirm zeigte zusätzlich zum Schwarz noch fünf schöne grüne breite senkrechte Streifen.

Dieser Mac war fünf Jahre lang mein Arbeitsgerät, vorher hatte ich mit wechselnder Begeisterung den Windows PC bedient und habe immer etwas neidvoll auf die vom Mac schwärmenden Kollegen geblickt. In den fünf Jahren am Mac habe ich ein paar Sachen schmerzlich vermisst, die auf dem Windows PC Standard sind. Ein nicht spiegelnder Bildschirm, keine Verdongelungspflicht mit stets nervender Nachfrage nach der Apple-Id, dass es einen gewissen Standard in Dialogen gibt, dass Menüs auch per Tastatur bedienbar sind, dass es einen sinnvollen alternativen Dateimanager gibt (ich nutze seit über acht Jahren den Total Commander). Mit der Applemanie oder Stevereligion konnte ich mich nie so recht anfreunden. Dennoch habe ich das Gerät genutzt. Der hauptsächliche Grund bestand darin, dass ich in diversen Firmen gearbeitet habe, in denen der Mac Standard war und schließlich habe ich einen komplett eingerichteten Mac übernommen. Der war auch noch aufgerüstet mit 1 TB SSD, also auch nach über fünf Jahren noch richtig schnell. Nun also … Grafikkarte kaputt. Beim PC wäre das Malheur schnell behoben gewesen. In den nächstbesten Computerladen fahren, Grafikkarte kaufen, Rechner aufschrauben, kaputtes Teil raus, neues Teil rein und weiter gehts. Nein, das wäre zu einfach. Stylishmac hat keine Schrauben. Also recherchieren …. Ach, und was man da so erfährt. Just für dieses Gerät gab es eine Austauschaktion des Herstellers. Leider nur bis vier Jahre nach Kauf.

Nächste Aktion: diverse Computerschraubereien anfragen. Autorisierte und nicht autorisierte. Die schnellste Antwort kam von der autorisierten Schrauberei, schmeichelhaft “Genius” genannt, wobei sich der Name eher auf die Geschäftstüchtigkeit bezieht. Satte 800 Euro haben sie veranschlagt. Dazu noch zweimal nach Lübeck fahren (einfache Entfernung 50 Kilometer) und etwa drei Tage warten. Kam also nicht wirklich für eine Sofortlösung in Frage. Ein neuer Mac? Etwa 3.200 Euro. Das wäre dann wieder so eine Schickimickikiste bei der nichts kaputt gehen darf. Will ich das? Will ich eine Firma unterstützen, die in erster Linie Wegwerfprodukte für Menschen produziert, die “etwas besseres” zu überzogenen Preisen wollen? Eigentlich nicht wirklich. Gut, ich hätte möglicherweise etwas schneller weiter arbeiten können, hätte die Daten über ein Firewirekabel schnell auf das neue Gerät umziehen können. Aber für sooo viel Geld? Wieder einen spiegelnden Bildschirm und all sowas?

So begann die Suche nach einer Alternative. Der Büro-PC war auch schon etwa sieben Jahre alt. Weshalb also nicht erstmal einen neuen PC anschaffen und schauen wie sich damit arbeiten lässt? Schließlich gibt es etliche Kollegen, die mit dem schrecklichen Windows arbeiten. Der Preis für ein halbwegs ordentlich ausgestattetes Gerät lag bei 1.600 Euro. Wenn dann was fehlt, kann man es ja einfach nachrüsten. Also PC bestellt.

Dann ging es an die Datenrettung. Die Sicherung lag auf der internen Magnetfestplatte, die Originaldaten auf der SSD. Beides konnte man im Single-User Mode von der Konsole aus ansehen. Irgendwo war auch noch eine externe Festplatte. Und jetzt kommen meine Erfahrungen, vielleicht helfen die einigen.

1. Die externe Festplatte muss FAT32 formatiert sein. Das geht am besten mit dem freien Tool Fat32Formatter am PC. HFS kann der PC nicht, NTFS kann der Mac nicht schreiben und exFAT funktioniert nicht richtig. Quickformat reicht aus.

2. Mac im Single-User Mode Starten (Cmd+S beim Einschalten drücken).

3. Mit ls /dev/disk* schauen, welche Platten vorhanden sind.

4. Mit mount -uw / alle Medien beschreibbar machen. – Achtung, ab diesem Moment kann man sich auch alle Daten löschen.

5. Unter /Volumes (cd /Volumes) mit mkdir usb und gegebenenfalls mkdir ssd die Verzeichnisse anlegen, in die die Platten gemountet werden sollen.

6. Die USB Platte anschließen. Es erscheint nach ein paar Sekunden eine Meldung, danach musste ich mit Enter den prompt wieder holen.

7. Mit ls /dev/disk* wieder die Liste der Laufwerke anzeigen lassen. Man sieht dann, welche Laufwerke dazu gekommen sind, darunter ist das zu mountende usb Laufwerk.

8. Mit mount -t hfs /dev/disk1s2 /Volumes/ssd (so lautete die auf meinem Rechner passende Zeile, auf anderen Rechnern können es andere disk Bezeichnungen sein!) die ssd Platte mit den Daten mounten.

9. Mit mount -t msdos /dev/disk2s1 /Volumes/usb die USB Platte mounten.

10. In das jeweilige Verzeichnis wechseln (z.B. cd /Volumes/ssd) und mit ls prüfen, ob auch die richtige Platte gemountet ist.

Dann kann die Kopiererei losgehen. Ich habe nicht die gesamte Platte kopiert sondern nur das was ich auch gebraucht habe. Dabei kann man sich mit cd und ls durch die Verzeichnisse bewegen. Kopieren geht dann mit cp -r -n -v [source] [target]/dir/
-r steht für rekursiv, es werden also auch Unterverzeichnisse kopiert, -n steht dafür, dass im Ziel nichts überschrieben wird und -v steht dafür, dass am Bildschirm auch etwas passiert, so kann man den Kopiervorgang grob kontrollieren. Wichtig ist, dass das Zielverzeichnis bereits vorhanden ist und der Befehl mit einem abschließenden Schrägstrich endet.

Noch eine Anmerkung … ein paar Tasten sind vertauscht, aber daran gewöhnt man sich. Einfach ein bisschen ausprobieren, dann findet man schon die richtigen Tasten.

Noch eine Anmerkung. Es werden auch alle Mac Ressourcedateien mitkopiert. Das sind die, die der normale Benutzer niie zu Gesicht bekommt. Sie beginnen mit einem Punkt und einem Unterstrich und sind 4096 Bytes groß. Ich habe keinen schnellen Weg gefunden diese Dateien nicht mitzukopieren. Vermutlich gibt es dafür einen Schalter. Ich habe es zu spät gemerkt. Sie sind recht lästig.

Gesternnachmittag wurde der PC geliefert. Windows ist nicht perfekt. So ist es lästig, dass jede Instanz eines Programms einen eigenen Task erzeugt. An Sequelpro habe ich mich gewöhnt und Yummy war auch nicht so schlecht. Ansonsten entdecke ich neue Möglichkeiten. Und am Schluss war der Absturz dann doch nicht so schlecht. Der Bildschirm spiegelt nicht mehr – wie schön.

Weitere Tipps

Wie wird man nun die blöden, vermutlich zigtausend unsinnigen Ressourcedateien wieder los? Ich habe einen Weg gefunden, der für die meisten Benutzer vermutlich ebenso möglich ist. Grundlage ist der unverwüstliche und praktische Totalcommander (https://www.ghisler.com), den ich wirklich sehr empfehlen kann. Dieser kann nämlich auch mit regulären Ausdrücken in Dateinamen umgehen. Wenn man also nun von der externen Rettungs-Festplatte die Daten wieder auf ein neues Produktivsystem (PC) spielt, kann man dort neben dem Feld “Nur Dateien dieses Typs” das kleine und unscheinbare +-Zeichen anklicken. Dort wählt man den Reiter “Plugins” und gibt beim Plugin “tc” folgende Werte an: Eigenschaft – Name, OP – !RegEx, Wert – ^(\._)

An dieser Stelle soll ein wichtiger Hinweis nicht fehlen. Alle Operationen sind mit größter Vorsicht vorzunehmen, ich übernehme keine Garantie, dass in anderen Umgebungen alles auch so funktioniert.

Mit dem obigen Kopierschema bleiben die Dateien ._dateiname.ext zwar unkopiert, Dateien ohne Anhang, also z.B. die ebenso lästigen ._DS_Store werden aber trotzdem mitkopiert. Da dies jedoch nicht ganz so viele sind, können wir die auch später noch wegputzen. Das Kopierschema kann man übrigens speichern. Sehr praktisch. Der Totalcommander kann mit Recht als das Schweizer Taschenmesser fürs Dateihandling bezeichnet werden, schließlich kommt es auch aus der Schweiz.

So. Jetzt muss nur noch der ._dateiname ohne Anhang in den Müll. Auch hier hilft uns das Schweizer Taschenmesser. Sinnvoll ist hier, den Papierkorb für das entsprechende Laufwerk zu deaktivierten (rechte Maustaste auf den Papierkorb und dann entsprechen konfigurieren). Wenn der Papierkorb nicht aktiviert ist, laufen die Löschaktionen um mindestens Faktor 10 schneller. Das macht sich bei 100.000 Dateien dann schon bemerkbar. Dann im Totalcommander über die Suche die Dateien nach dem Schema ._* suchen und löschen.

Auch wenn es nicht direkt hierher gehört, hier noch einen Tipp zum Totalcommander. In Yummy war es so schön, dass man den Verzeichniswechsel in den zwei Fenstern synchronisieren konnte. Geht im Totalcommander auch. Hierzu einfach über das Menü “Starter – Hauptmenü ändern” im Menü an der gewünschten Stelle diese Zeile aufnehmen:

MENUITEM “Synchronisierter Verzeichniswechsel”, 2600

Ich wünsche niemandem einen plötzlichen Ausfall eines wichtigen Arbeitsgerätes. Aber wenn es schonmal mit dem Mac passiert, ist dies ein guter Grund auf ein anderes System zu wechseln.

Fortsetzung …

Nachdem ich nun den PC über einen Monat im Einsatz habe, kann ich schonmal sagen: es ist ein echter Fortschritt. Ich möchte nicht behaupten dass ich froh wäre dass der Mac kaputt gegangen ist. Aber der Umstieg war definitiv die richtige Entscheidung. Es gibt kaum Einschränkungen. Scope fehlt mir ein bisschen, mit dem man einfach am Bildschirm Abstände messen kann und Detailinfos bekommt. Die sftp Unterstützung von Yummy war komfortabel, da nutze ich derzeit Winscp, aber das geht auch ganz gut. Photoshop 2017 hat gelegentlich Probleme mit dem Bildschirmrefresh, aber so oft nutze ich Photoshop dann auch wieder nicht. Xampp läuft sehr gut, es ist einfach virtuelle Hosts anzulegen. Für unterschiedliche PHP Versionen habe ich einfach zwei Versionen installiert. Nachdem ich selbst ein gebranntes Kind der verworrenen Unternehmenphilosophie von Apple geworden bin, kann ich nur vom Kauf von Apple-Produkten abraten. Diese Empfehlung wird durch das von Apple angestrebte “Recht auf Reparatur” verstärkt und untermauert. Daher mein Tipp: Finger weg von Apple Produkten. Anmerken muss ich natürlich in diesem Zusammenhang, dass andere Unternehmen ähnliche Interessen vertreten, Apple in diesem Punkt allerdings seit langem die Speerspitze bildet.

Den Mac habe ich letzte Woche an einen nicht autorisierten Spezialisten geschickt, der die Reparatur für deutlich weniger Geld anbietet. Darüber werde ich noch berichten.

Die Reparatur

Einen Erfahrungsbericht über die Reparatur hatte ich ja versprochen. Zunächst einmal hat der sogenannte “Profi(t)-Genius”, der auch das “Recht auf Reparatur” einfordert ein unverbindliches Angebot von “mindestens 800 Euro” abgegeben, da, so wörtlich “die Teile ja nicht mehr verfügbar” wären und nur Gebrauchtteile eingebaut werden könnten. Auf Nachbohren vertrat er dann die Auffassung, dass sich “eine Reperatur nicht mehr lohnt”.

Durch die Benutzung einer bekannten Suchmaschine bin ich dann auf diese Firma gestoßen: http://www.reworkit.de/ , die Firma Zimmermann Multimedia. Da nur sehr wenig Erfahrungsberichte oder Bewertungen über Zimmermann Multimedia und die Reparatur kaputter Macs zu finden sind, will ich hier mal meine persönliche Erfahrung schildern. Ich war natürlich ein wenig skeptisch, da die Firma Zimmermann die Mac Reparatur sehr viel günstiger anbietet als alle anderen Anbieter. Kann das sein? Die Firma Zimmermann bietet auch den Rückkauf defekter Macs an. Zunächst soll man den Mac hin schicken, zusammen mit einem ausgefüllten Formular. Dann bekommt man eine Diagnose und ein Angebot. Auf der Website ist eine Reparaturzeit von 2-3 Tagen angegeben. Also … Mac in Originalkarton, Formular ausgefüllt und ab die Post (6.3.). Da ich den Mac mit einem Paketdienst verschickt habe, war er 3 Tage unterwegs (9.3.). Eine Eingangsbestätigung habe ich nicht bekommen. Daher habe ich nachgefragt. Ich hatte auch schon auf Verdacht den entsprechenden Artikel (Reparatur Mac) für 149,00 Euro im Shop bestellt, da ist wohl eher die Idee, dass man diese Reparatur nach der Diagnose bestellt. Es war aber kein Problem, dass ich die Reparatur schon bestellt habe, das scheint eher ein Proforma Vorgang zu sein. Auf meine Nachfrage habe ich eine freundliche Rückantwort bekommen: “Ich melde mich bei Ihnen, wenn der Mac bearbeitet wurden. Zahlung können Sie danach vornehmen.”
Am 13.3. (22 Uhr 16) kam dann die entscheidende Nachricht per E-Mail: “Die Reparatur wurde erfolgreich abgeschlossen. Bitte nehmen Sie die Zahlung vor.” Ich habe dann sofort überwiesen, das Paket mit dem reparierten Mac kam dann am 15.3. per DHL.

Fazit? Absolute Empfehlung! Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei Herrn Zimmermann bedanken, dass er diesen Service anbietet und die Abwicklung so gut geklappt hat. Von großen Konzernen ist man gewohnt, dass alles straff durchorganisiert ist und man den Auftragsstatus auch online abfragen kann. Das hat die Firma Zimmermann Multimedia zwar nicht zu bieten, dafür ist die Auftragsabwicklung aber auch recht unbürokratisch. Ich bin sehr zufrieden mit der Firma Zimmermann und möchte dies hier einfach mal festhalten für alle Kolleginnen und Kollegen mit defekten Macs.

Noch eine Anmerkung dazu: da die Firma Zimmermann Multimedia mit diesem Top Service zeigt, dass sogenannte “nicht autorisierte Firmen” professioneller, ökologischer und ökonomischer reparieren als die Hersteller selbst: Finger weg vom “Recht auf Reparatur” – und, auch wenn ich mich hier wiederhole – Finger weg von Produkten von Herstellern, die ein solches Recht einfordern.