Die offene Fäkalienentsorgung erlebt eine Wiedergeburt

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Überbleibsel der menschlichen Zivilisation in offenen Kanälen entsorgt. Wenn man sich auf der modernen Website umsieht, dann kann man sich des Eindruckes nicht erwehren: dieses System lebt gerade massiv wieder auf.

Ich spreche hier über die nichtssagenden, möglichst bildschirmfüllenden Slider, die ungefragt ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit wiederlichen Stockfotos aufgepimpt stinken sie penetrant zum Himmel. Sobald ich beginne den nichtssagenden Text zu lesen, den eine phantasielose Texterin dort für viel Geld hinterlassen hat, zappelt das Ding auch schon weiter.

Genervt wende ich mich dann doch wieder dem Inhalt der Seite zu, versuche mich dort zu orientieren, rattert das Slidermonster wieder los und versucht seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Es verursacht eigentlich nur einen Impuls: schnell weg hier! Dummerweise bin ich aber genau auf diese Seite gestoßen, weil mich dort eine gewünschte Information erwartet.

Nun wollten es die Designer, Seitenbetreiber oder wer auch immer Initiator dieses Relikts war, nicht versäumen, mich genau davon abzuhalten: den Wert der Seite durch ihren Inhalt zu erfassen.

Warum tun die das? Kennen die nicht die einfachsten Gesetze der Wahrnehmungspsychologie? Wenn sie wenigstens das automatische Gezappel lassen würden. Dann kann ich mich selbst entscheiden: will ich die anderen Stockfotos und die anderen nichtssagenden Slogans auch noch sehen. Und vor allem: wann will ich sie sehen und wie lange will ich sie sehen. So wird mir in mehrfacher Hinsicht ein Sinneseindruck aufgezwungen, der mich belästigt. Die Wiedergeburt der offenen Fäkalienentsorgung.

Es stellt sich nun die Frage: wie lässt sich damit umgehen. Lassen sich die Sliderfäkalien irgendwie unter die Erde kanalisieren? Ich denke hier an ein Abdecktuch, das man über den Bildschirm spannen kann, die oberen zwei Drittel des Bildschirms abdeckend. Oder ein Browserplugin, welches bei ungefragter Bewegung den entsprechenden Teil einfach komplett schwärzt.

Einfacher: liebe Auftraggeber, liebe Webdesigner – lasst den Quatsch einfach sein. Kacke, die erst gar nicht produziert wird, muss auch nicht entsorgt werden.